Canyon DEFLECTR im ersten TestEin Helm, der sich zur Sicherheit auflöst

Jan Timmermann

 · 09.12.2025

BIKE konnte den neuen Canyon DEFLECTR Helm bereits im coolen Prototypen-Look testen.
Foto: Georg Grieshaber
Teile des brandneuen Canyon DEFLECTR Helms lösen sich beim Aufprall ab. Damit soll der Kopfschutz höchste Sicherheitsstandards erfüllen. Was der neue Trail und Enduro-Helm von Canyon außer Kugellager und Bügelverschluss noch zu bieten hat, verraten wir in diesem Artikel. Außerdem konnten wir den DEFLECR bereits testen.

Canyon erfindet mit dem DEFLECTR den Mountainbike-Helm neu und räumt direkt zur Markteinführung prestigeträchtige Lorbeeren ab: Das renommierte Prüflabor der Virginia Tech entließ den DEFLECTR mit Bestnote in die Markteinführung. Doch die Sicherheitsfeatures des neuen Kopfschutzes ist erklärungsbedürftig, denn sie baut darauf, dass sich der Helm beim Aufprall selbst demontiert. Hört sich crazy an? Ist es auch!

Der DEFLECTR ist der erste Trail- und Enduro-Helm vom deutschen Direktversender Canyon.Foto: Georg GrieshaberDer DEFLECTR ist der erste Trail- und Enduro-Helm vom deutschen Direktversender Canyon.

Der Canyon DEFLECTR Helm im Detail

  • Einsatzbereich: Trail / Enduro
  • Gewicht: 439 g (BIKE-Messung, Größe L)
  • Preis: 159,95 Euro
  • Farbvarianten: Black / Desert / Metallic Olive
  • Besonderheiten: RLS-Ablösesystem, High-Bar-Verschlusssystem, höhenverstellbares Visier, Option auf magnetisches Rücklicht
Der neue Canyon DEFLECTR setzt auf das High-Bar-Verschluss-System, welches den konventionellen Gurt am Helm ersetzt.Foto: Jan TimmermannDer neue Canyon DEFLECTR setzt auf das High-Bar-Verschluss-System, welches den konventionellen Gurt am Helm ersetzt.

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Sicherheit ist Trumpf

Bei ihrem ersten Helm für Trail- und Enduro-Biker wollten die Canyon-Entwickler gleich einen Volltreffer in Sachen Schutz landen. Dafür bedienten sie sich nicht etwa bei existierenden Konzepten, sondern erfanden den Kopfschutz umfassend neu. Wichtigstes Feature dürfte das Release Layer System (RLS) sein. Dahinter steckt eine Doppelschalen-Konstruktion mit einer zwischenliegenden Gleitschicht. Diese basiert aus einer Lage Polycarbonat-Kugeln, welche den Schalen erlauben sich zu bewegen. Logisch: Kann sich bei einem Crash eine der Oberflächen bewegen, werden gefährliche Rotationskräfte besser abgeleitet. Überschreitet die Aufprallkraft einen bestimmten Wert, kann sich eine der Schalen ablösen und erhält dadurch mehr Beweglichkeit. Genauer gesagt löst sich die verklebte Verbindung und Kräfte werden über die Kugeln umgelenkt. Dank dieser Technologie soll der Canyon DEFLECTR die Gefahr einer Gehirnerschütterung deutlich reduzieren können.

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Nomen est omen: Das Release Layer System trennt bei Krafteinwirkung bestimmte Teile vom Helm ab, die sich dadurch freier bewegen können und Rotationskräfte ableiten.Foto: Jan TimmermannNomen est omen: Das Release Layer System trennt bei Krafteinwirkung bestimmte Teile vom Helm ab, die sich dadurch freier bewegen können und Rotationskräfte ableiten.

Bügel statt Gurt

Genau, wie beim kürzlich neu vorgestellten Crosscountry- und Gravel-Helm DISPUTR CFR, schmeißt Canyon das klassische Verschluss-System via Gurt über Bord und vertraut auf den sogenannten High-Bar 1.5. Dieser soll im Vergleich zur konventionellen Textil-Lösung nicht nur die Aerodynamik und die Hygiene verbessern, sondern laut Canyon auch rund fünf Grad kühler bleiben. Ergänzt wird das Konzept durch großzügige Belüftungsöffnungen, um den Luftstrom auch unter starker körperlicher Belastung zu optimieren. Zu den weiteren Details zählen ein höhenverstellbares Visier, um mit verschiedenen Brillen kompatibel zu sein, und die Option auf ein magnetisches Rücklichtsystem für den Nachhauseweg vom Trail.

Über ein Drehrad wird der High-Bar an den Kopf angepasst. Das System verspricht einige Vorteile zum Gurt.Foto: Georg GrieshaberÜber ein Drehrad wird der High-Bar an den Kopf angepasst. Das System verspricht einige Vorteile zum Gurt.Das schwarz-weiße Design unseres Testhelmes wird nicht käuflich sein. Stattdessen gibt es den neuen Canyon DEFLECTR in diesen drei Farbvarianten für 159,95 Euro.Foto: CanyonDas schwarz-weiße Design unseres Testhelmes wird nicht käuflich sein. Stattdessen gibt es den neuen Canyon DEFLECTR in diesen drei Farbvarianten für 159,95 Euro.

So trägt sich der neue Canyon DEFLECTR

Um den neuen Canyon Helm aufzusetzen, ist der High-Bar vor der Stirn verstaut. Von dort wird er unters Kinn geklappt. Dafür muss stets die Brille abgenommen werden. Anschließend wird die Weite, wie gewohnt, über das Drehrad am Hinterkopf eingestellt und der High-Bar über ein weiteres Drehrad festgezogen. Da dieser jedoch nicht, wie ein klassischer Gurt, über Reibung am Kinn festhält und auch nicht press anliegen sollte, bleibt die Befestigung am Kopf deutlich lockerer, als gewohnt. In der Praxis besteht so die Gefahr, dass der Helm weit in die Stirn rutscht. Gerade auf rumpeligen Trails kommt der nicht gerade leichte DEFLECTR schon mal auf Tuchfühlung mit der Brille.

Die Weitenverstellung des neuen Canyon Helms funktioniert, wie gewohnt, über ein Drehrad. Der DEFLECTR ist hochwertig verarbeitet.Foto: Jan TimmermannDie Weitenverstellung des neuen Canyon Helms funktioniert, wie gewohnt, über ein Drehrad. Der DEFLECTR ist hochwertig verarbeitet.Das Innenleben des Canyon DEFLECTR ist in drei Stufen höhenverstellbar. Hier mussten wir im Test etwas experimentieren, um die passende Position zu finden.Foto: Jan TimmermannDas Innenleben des Canyon DEFLECTR ist in drei Stufen höhenverstellbar. Hier mussten wir im Test etwas experimentieren, um die passende Position zu finden.

Um den Sitz des Helmes zu verbessern, muss die Weitenverstellung recht straff gezogen werden. Dadurch wird der DEFLECTR an ebendieser Stelle schwitzig und die Vorteile der großen Belüftungsöffnungen verpuffen schnell. Zwar drückt der Helm nicht und Schläfen, beziehungsweise Kinn, bleiben kühler, dafür sitzt aber ungewohnt eng und wird an Stirn, beziehungsweise Hinterkopf, wärmer als andere Helme. Hier bestätigt sich unser Testeindruck, den wir bereits vom Canyon DISPUTR kennen: High-Bar erfordert einen Kompromiss aus gutem Sitz und schwitzigem Kopf. Schade, denn der Canyon Helm schaut gut aus und fühlt sich ansonsten auch gut an. Einen Crash musste das RLS-System bislang nicht einstecken. Wie sicher die Kombi aus Doppelschale und Kugellager wirklich ist, müssen weitere Tests zeigen.

Im Vergleich zu einem Riemen bleibt dank High-Bar-Bügel an Backen und Schläfen mehr Luft zur Kühlung. Für einen sicheren Sitz, muss die Weite jedoch recht fest gezogen werden.Foto: Jan TimmermannIm Vergleich zu einem Riemen bleibt dank High-Bar-Bügel an Backen und Schläfen mehr Luft zur Kühlung. Für einen sicheren Sitz, muss die Weite jedoch recht fest gezogen werden.Der High-Bar wird zum Auf- und Absetzen vor die Stirn geklappt. Die Brille muss dafür abgenommen werden.Foto: Jan TimmermannDer High-Bar wird zum Auf- und Absetzen vor die Stirn geklappt. Die Brille muss dafür abgenommen werden.

Fazit

Die hohe Sicherheitsleistung kauft man dem Canyon DEFLECTR ab und das gibt ein gutes Gefühl. Wer eine Alternative zu MIPS und Co. sucht, sollte sich die technisch sehr spannende RLS-Lösung genauer ansehen. Das High-Bar-System konnte uns im Test zum wiederholten Male nicht überzeugen: zu klein die Vorteile, zu groß die Nachteile. - Jan Timmermann, BIKE-Redakteur

Pro

  • hohes Sicherheitsversprechen
  • schicke Optik

Contra

  • Sitz und Wärmeentwicklung mit High-Bar-System
BIKE-Redakteur Jan TimmermannFoto: Georg GrieshaberBIKE-Redakteur Jan Timmermann

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