Sram Eagle 90 Transmission vs. Shimano XT: Wer baut die beste Schaltung zum fairen Kurs?
Stefan Frey
· 09.11.2025
- Die neue Sram Eagle 90 Transmission macht Konkurrenz
- Erleichtertes Setup an der Sram-Schaltung
- Leichtgängiges und präzises Schalten
- Die Shimano XT ist schneller, aber weniger präzise
- Die Eagle 90 Transmission ist wartungsfreundlich, aber schwer
- Die wichtigsten Infos zur Shimano XT M8100
- Die wichtigsten Infos zur Sram Eagle 90 Transmission
- Die ausführliche Bewertung der Schaltungen im Vergleich
Sie ist die Dienstälteste Mountainbike-Schaltung überhaupt und gilt auch in ihren Mittvierzigern noch immer als Synonym für Vernunft und Konsistenz. Wer viel Schaltung für faires Geld möchte, greift gerne zu Shimanos XT. Ein Bike mit einer sortenrein verbauten Nummer Zwei in der Produkthierarchie der Japaner gibt Verkäufern ein starkes Argument an die Hand. Ihre Haltbarkeit hat die XT auch in unserem letzten Verschleißtest eindrücklich bewiesen. Kette und Kettenblatt sind überragend haltbar und gleichen in ihrer Lebenserwartung einer Riesenschildkröte. Die Verschleißgänge der XT-Kassette aus Stahl altern ebenfalls nur langsam und sind zudem einzeln tauschbar – und das bereits ab 4,95 Euro. Obendrein ist Shimanos Evergreen leicht. Um genau zu sein: 1837 Gramm wiegt die komplette Gruppe – keine 100 Gramm mehr als die gut dreimal so teure Edelschaltung XTR Di2.
Die neue Sram Eagle 90 Transmission macht Konkurrenz
Doch das alles kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass selbst die aktuelle Version der XT inzwischen mehr als sechs Jahre auf den Ritzeln hat und sich das Rad der Zeit auch im Mountainbike-Segment weitergedreht hat. Keine Frage: Die XT macht mit ihrer dezent-schwarzen Optik noch immer eine gute Figur, wirkt, vor allem mit Blick auf das filigrane Schaltwerk, aber doch etwas altbacken. Besonders, wenn am Bike nebendran die neue Eagle 90 Transmission vom Kontrahenten aus den USA verbaut ist.
Nachdem die Gerüchte schon länger im digitalen Orbit die Runde machten, stellte Sram im März diesen Jahres endlich die analoge Version seiner Transmission-Schaltungen vor. Und während Shimano an Altbewährtem festhält, geht Sram nun auch bei den mechanischen Schaltungen konsequent neue Wege. Ebenso wie die elektronischen Geschwister verzichtet auch das Eagle-90-Schaltwerk auf ein Schaltauge und wird stattdessen breit abgestützt direkt an der Hinterrad-Achse montiert. Das sorgt für eine stabilere Anbindung und den Wegfall der sensiblen Sollbruchstelle Schaltauge.
Erleichtertes Setup an der Sram-Schaltung
Auch die Montage wurde vollkommen auf den Kopf gestellt, denn durch den Verzicht auf das Schaltauge schafft Sram einen direkten Bezugspunkt zwischen Schaltwerk und Kassette. Das umständliche Setup über Umschlingungs- und Endanschlagsschrauben – Worte, bei denen allein schon viele Mountainbiker einen Knoten im Hirn bekommen – wird damit obsolet. Stattdessen umfassen Einstellung und Montage nur eine Handvoll klar definierter Schritte, die ähnlich simpel sind, wie der Aufbau von Ikea-Möbeln.
Wer sich exakt an den Ablauf hält, muss final nur noch die Gangsprünge über die Zugspannung feinjustieren – der einzige Schritt, der noch an ein klassisches Schaltwerk mit Schaltzug erinnert. Und falls es doch mal an einer Stelle haken sollte, wird man von aufwendig produzierten Video-Tutorials Step by Step durch das Setup geführt.
Leichtgängiges und präzises Schalten
Das eigentliche Aha-Erlebnis folgt aber erst, wenn man nach erfolgreicher Installation die Beine über den Sattel schwingt, und die erste Eingewöhnungsrunde auf dem Trail dreht. Am neuen Eagle-90-Shifter lassen sich die Gänge leichtgängig aber klar definiert einlegen. Die Schalthebel stehen ergonomisch angenehm und sind gut erreichbar – auch wenn sie haptisch etwas hochwertiger sein könnten.
Die Kassette teilt sich die Eagle 90 mit der GX Transmission – und somit auch die speziellen Schaltgassen, an denen das Schaltwerk die Kette aufs nächste Ritzel hieft. Dadurch lässt sich die Eagle 90 zwar teils ein Augenzwinkern lang Zeit, bis die Kette die Hürde aufs nächste Ritzel nimmt, dafür laufen die Gangwechsel nahezu geräuschlos und extrem präzise. Das Schalten einzelner Gänge wird nur von einem kaum wahrnehmbaren „Ping ... Ping“ begleitet – selbst unter Volllast, hoch wie runter. Zudem schaltet die Eagle 90 mehrere Gänge am Stück zügiger als ihr elektronisches Pendant, weil der Fahrer selbst den Impuls für den Schaltvorgang gibt und nicht der Elektromotor.
Die Shimano XT ist schneller, aber weniger präzise
Schneller geht es nur mit Shimanos XT, denn mit ihr lassen sich vier statt zwei Gänge hoch und zwei statt nur ein Gang aufs kleinere Ritzel schalten. Doch vor allem das Schalten unter Last sowie der Wechsel mehrerer Gänge auf einmal werden häufig von lautem metallischem Geknirsche begleitet – zudem wechselt die Kette zwar schnell aber weniger präzise über die Ritzel. Dazu kommt noch das Schaltgefühl mit hartem Druckpunkt und wenig Feedback am Finger, wodurch man im Eifer des Gefechts gerne mal den gewünschten Gang überspringt.
Die Eagle 90 Transmission ist wartungsfreundlich, aber schwer
Bleibt noch zu erwähnen, dass sich das neue Eagle-90-Schaltwerk hervorragend reparieren lässt. Neben Parallelogramm, Dämpfer oder Schaltkäfig lassen sich im Falle eines Defekts nahezu alle Bauteile relativ kostengünstig ersetzen. Einen Wermutstropfen gibt es aber dennoch: Mit 2106 Gramm ist Srams neue mechanische Gruppe richtig schwer. Vor allem das robuste Schaltwerk und die wuchtige Kurbel drücken auf die Waage. Wer also eine leichte, preiswerte analoge Schaltung möchte, ist mit Shimanos Klassiker nach wie vor gut bedient. In allen anderen Belangen ist die Eagle 90 Transmission der Shimano XT aber überlegen.
Die Eagle 90 Transmission ist die absolute Überraschung im Test und DER Tipp für alle, die weiterhin mechanisch schalten wollen. Präziser kann man die Gänge kaum wechseln – selbst unter Volllast. Für Racer wird die schwere Gruppe jedoch kaum infrage kommen. Kombiniert man die Eagle 90 mit leichteren Bauteilen aus dem Sram-Regal, wird’s schnell teuer. - Stefan Frey, BIKE-Testredakteur
Die wichtigsten Infos zur Shimano XT M8100
- Preis: 672 Euro
- Gewicht: 1837 Gramm
- Schaltwerk (long Cage) 135 Euro / 282 g
- Schalthebel (Schellenmontage) 79 Euro / 117 g
- Kassette (10-51 Zähne) 165 Euro / 466 g
- Kette (126 Glieder) 54 Euro / 279 g
- Kurbel (170 mm / 32 Zähne) 239 / 639 g
Übersetzung und Optionen
- Bandbreite / Abstufung 510 % / 10-12-14-16-18-21-24-28-33-39-45-51
- Kettenblätter 28 / 30 / 32 / 34 / 36
- Kurbellängen 160 / 165 / 170 / 175 / 180 mm
- Kassetten 10-51 / 10-45 Zähne
- Besonderheiten: Reibungsdämpfer deaktivierbar; Ritzel 10 bis 18 einzeln tauschbar; bis zu vier Gänge auf einmal schaltbar; Downshifting mit Zeigefinger
Fazit zur Shimano-Schaltung
Stärken und Schwächen der Shimano XT M8100
Stärken
- sehr preiswert
- geringer Verschleiß
- schnell bei Multi-Shift
Schwächen
- wenig definierter Schalthebel mit hohen Handkräften
- geringe Schaltpräzision vor allem bei schnellen Gangwechseln
- erhöhte Geräuschkulisse
- umständliches Setup
Dass die Unterschiede zwischen den mechanischen Gruppen von Sram und Shimano so deutlich ausfallen würden, hätte ich nicht erwartet. Abgesehen vom geringeren Gewicht und dem günstigen Anschaffungspreis der XT spricht für mich nichts dafür, mir den einstigen Kassenschlager ans Bike zu schrauben. Max Fuchs, BIKE-Testredakteur
Die wichtigsten Infos zur Sram Eagle 90 Transmission
- Preis: 790 Euro
- Gewicht: 2108 Gramm
- Schaltwerk 205 Euro / 390 g
- Schalthebel (Schellenmontage) 55 Euro / 129 g
- Kassette (10-52 Zähne) 300 Euro / 443 g
- Kette (126 Glieder): 60 Euro / 285 g
- Kurbel (170 mm / 32 Zähne): 170 / 807 g
- Die Sram Eagle 90 Transmission Gruppe ist z. B. hier erhältlich
Übersetzung und Optionen
- Bandbreite / Abstufung 520 % / 10-12-14-16-18-21-24-28-32-38-44-52
- Kettenblätter 30 / 32 / 34
- Kurbellängen 155 / 160 / 165 / 170 / 175 mm
- Kassetten 10-52 Zähne
- Besonderheiten: Verzicht auf Schaltwerk und Einstellschrauben; div. Ersatzteile für Schaltwerk; Bashguard abmontierbar
Fazit zur Sram-Schaltung
Stärken und Schwächen der Sram Eagle 90 Transmission
Stärken
- klares und einfaches Setup
- sehr hohe Schaltpräzision
- starker Reibungsdämpfer
- schaltet sehr geräuscharm
- Ausweichfunktion Schaltwerk
- viele Ersatzteile für Schaltwerk
Schwächen
- insgesamt recht schwer (Kurbel/Schwaltwerk)
- passt nur an Rahmen mit UDH-Schaltauge
Die ausführliche Bewertung der Schaltungen im Vergleich
