Laurin Lehner
· 09.12.2025
Reifen sind das Tuning-Teil Nummer eins am Mountainbike – und zugleich der einzige Kontaktpunkt zum Untergrund. Sie haben maßgeblichen Einfluss auf das Fahrgefühl und können die Performance eines Bikes entweder deutlich verbessern oder spürbar einschränken.
Grundsätzlich gilt: Ein niedriger Reifendruck sorgt für mehr Komfort, höhere Traktion und damit für mehr Sicherheit. Mit weniger Luftdruck passt sich der Reifen besser an den Untergrund an. Wer jedoch mit dem Mountainbike aggressiv fährt oder häufig auf verblockten Trails oder Wurzelpassagen unterwegs ist, sollte etwas mehr Druck wählen. Das reduziert das Walken, beugt Durchschlägen vor und erhöht sowohl die Pannensicherheit als auch den Felgenschutz.
Ein niedriger Reifendruck sorgt für mehr Komfort, höhere Traktion und damit für mehr Sicherheit. Mehr Druck reduziert das Walken, beugt Durchschlägen vor und erhöht sowohl die Pannensicherheit als auch den Felgenschutz.
Kann es so etwas wie den perfekten Luftdruck für Mountainbike-Reifen also überhaupt geben? Es kommt drauf an. Der beste Kompromiss hängt neben der Felgen-Reifen-Kombination immer auch von individuellen Vorlieben, dem Fahrergewicht und der Streckenbeschaffenheit ab. Als grobe Orientierung gilt: Bei etwa 80 Kilogramm Einsatzgewicht im Tubeless-Setup liegen sinnvolle Werte bei 1,4 – 1,7 Bar vorne und 1,5 – 1,8 Bar hinten.
Bei zahmen Trails im Wald fahre ich 1,3 Bar vorne und 1,4 Bar hinten. So verzahnt sich mein Pirelli Scorpion Enduro M ideal mit dem Untergrund und ich habe maximalen Grip. Durschläge sind dennoch kein Thema. – Max Fuchs, BIKE-Redakteur, 72 Kilo
Ich fahre auf meinem Santa Cruz Bronson vorne den E-Thirteen Grappler, hinten mit DH-Casing für mehr Dämpfung und Pannenschutz. In beide pumpe ich 1,7 Bar. – Jasper Jauch, Youtuber und Ex-Racer, 75 Kilo
Der Lufdruck liegt bei meinem Canyon Spectral bei 1,9 Bar vorne und 2,0 Bar hinten. Ja, das ist viel, doch es gibt bei Erdanliegern enormen Halt. Bei technischen Uphills lasse ich die Luft auf bis zu 0,8 Bar ab – zum Beispiel bei den kniffligen Sektionen bei meinem Videoprojekt The whole Enchilada. – Braydon Bringhurst, Profi-Biker, 75 Kilo
Meine Go-To-Reifenwahl ist der Magic Mary Gravity Ultrasoft 2,5 von Schwalbe. Da pumpe ich je nach Strecke vorne zwischen 1,3 und 1,5 Bar und hinten zwischen 1,4 und 1,7 Bar rein – tendenziell eher mehr wegen meiner Carbon-Laufräder. – Raphaela Richter, Profi-Enduro-Racerin, 60 Kilo
Beim Reifendruck bin ich über die Jahre immer weiter runter gegangen. Warum? Weil ich mit potenten Enduro-Reifen eh nicht platt fahre und sich Experimentieren ausgezahlt hat. 1,4 Bar vorne und 1,6 Bar hinten ist auf dem Enduro mein Go-To-Luftdruck. – Dimitri Lehner, BIKE-Redakteur, 75 Kilo
Ich fahre den Magic Mary im Super-DH-Casing mit Ultrasoft-Gummimischung – vorne und hinten. Mein Standard-Luftdruck im Tubeless-Aufbau: Vorne 1,5 Bar, hinten 1,7 Bar. – Christian Textor, Enduro-Racer, 79 Kilo
Wie bitte? Manche fahren 1,5 Bar? Never! Gerade beim Kurven-Ballern im Park brauche ich Halt, sonst zieht es mir die Schlappen von den Felgen. Ich fahre 2,1 Bar vorne, 2,3 Bar hinten. – Brage Vestavik, Profi-Biker, 95 Kilo
Unser Einheits-Luftdruck bei Big-Bike-Tests im Park liegt bei 1,6 Bar vorne und 1,7 Bar hinten. Egal, ob Schlauch oder Tubeless. Bei soliden Abfahrtsreifen muss man sich in der Regel nicht um Platten Gedanken machen. – Laurin Lehner, BIKE-Redakteur, 75 Kilo
Ich fahre Schwalbe Big Betty in soft vorne, den Tacky Chan in ultrasoft hinten – natürlich schlauchlos. In beide Reifen pumpe ich 2 Bar. Damit geht alles. – Korbi Engstler, Profi-Biker, 80 Kilo
BIKE: Ist die Entwicklung bei MTB-Reifen schon am Ende, oder kommt der Enduro-Reifen für jedes Terrain erst noch?
MARCUS KLAUSMANN: Es wird immer Verbesserungen geben, aber meist nur in Nuancen. Ein Mountainbike-Reifen für jedes Terrain bleibt eine Traumvorstellung. Grip, Pannensicherheit, Rollwiderstand, Gewicht – man kann nie alles auf Top-Niveau vereinen. Dennoch gibt es noch Luft nach oben. Viele Biker fahren zu abfahrtslastige Bikes und vor allem zu schwere Reifen.
Welche MTB-Reifen sollten Hobby-Biker wählen, und wann ist ein Wechsel nötig?
Hobby-Freerider brauchen keine superweiche Gummimischung. Mehr Grip erkauft man sich mit geringerer Haltbarkeit – teuer und schlecht für die Umwelt. Ich fahre Enduro-Reifen oft ziemlich runter, gerade hinten. Wenn der Grip etwas geringer wird, stört das im normalen Alltag nicht.
Schaumstoffeinlagen wie Cush Core – nur für Enduro-Racer oder auch für Hobby- Freerider sinnvoll?
Eher für Racer. Denn im Racing bedeutet ein Platten: Game over! Um das zu verhindern, werden Reifen-Inserts montiert. Das geht jedoch mit mehr Gewicht und Laufradträgheit einher. Was ist dir wichtiger – Pannensicherheit und Felgenschutz oder ein agiles Fahrverhalten? Diese Frage muss sich jeder selbst beantworten.
Was ist dein perfekter Reifen-Luftdruck?
Mein Luftdruck: Vorne 1,75 und hinten 1,85 Bar für Enduro-Einsätze. Für mich das beste Setup, um Felgenschutz, Grip und Seitenhalt zu vereinen.